Aufbauseminar (online, ab Mai 2024)

Teilnehmer:innen müssen als Voraussetzung den Grundkurs in Enaktiver Traumatherapie bei Ellert Nijenhuis und/oder Kolleg:innen bereits absolviert haben! Es können auch Teilnehmer:innen zugelassen werden, die zumindest das 1. Modul des Grundkurses absolviert haben und den 3. Band der "Trauma-Trinität" von Ellert Nijenhuis gelesen haben.

Ort: Hamburg
Termine: 16.-17. Mai 2024
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Aufbauseminar: Verlangen und Streben von Traumatherapeut:innen

In der Psychologie und Psychiatrie ist die Verwendung von Metaphern wie „Mechanismen“, „Information“, „Informationsverarbeitung“ und „neuronale Netze“ weit verbreitet. Aber ist Leben eine Sache kybernetischer oder anderer Maschinen?

Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen Maschinen, wie ausgefallen sie auch sein mögen, und Leben. Der Punkt ist: Maschinen haben kein Interesse an ihrer eigenen Existenz. Es ist ihnen egal, ob sie existieren oder nicht, ob sie intakt oder kaputt sind. Es ist ihnen egal, was sie tun. Interesse gehört nicht zu ihrer Existenz. Sie dienen lediglich bestimmten menschlichen Interessen.

Von Einzellern bis hin zu den komplexesten Vielzellern verlangen Organismen ihre Existenz zu erhalten. Wie Schopenhauer es ausdrückte, sind Organismen tatsächlich eine Manifestation des Willens. Wir haben keine Ahnung, woher der Wille kommt, der bei unserer Spezies inzwischen viele Formen annimmt. Egal wie fortschrittlich ein Neuroimaging-Gerät auch sein mag, es registriert lediglich die körperliche Aktivierung. Aber Menschen haben einen Willen, ein Verlangen. Jeder Mensch erlebt das Verlangen nach etwas oder jemanden oder erlebt das Verlangen, dass etwas oder jemand verschwindet.

Traumatisierte Menschen befinden sich in einem tiefen Konflikt darüber, was sie wollen. Menschen mit einer dissoziativen Störung verlangen und streben Unterschiedliches. Während der eine dissoziative Agens danach, strebt und verlangt, dass etwas oder jemand auftaucht, verlangt und strebt ein anderer dissoziativer Agens danach genau das wieder loszuwerden.
Bei der Enaktiven Traumatherapie liegt der Fokus nicht nur auf den unterschiedlichen und gegensätzlichen Willen der Patient:innen.

Der Schwerpunkt liegt auch auf Verlangen und Bestrebungen der Therapeut:innen:
Bei der Enaktiven Traumatherapie geht es um die partizipative Sinnstiftung. Es handelt sich um eine Kooperation.

Pierre Janet und Sigmund Freud beschäftigten sich beide mit diesen mehr oder weniger bewussten Wünschen/Bedürfnissen/Impulsen, da diese den Verlauf und das Ergebnis der Behandlung beeinflussen. Die Enaktive Traumatherapie stimmt darin überein, dass die Verlangen und Bestrebungen der:des Therapeut:in entscheidende Bestandteile dieser Dynamik sind.

Therapeut:innen kennen möglicherweise nicht immer ihre tieferen Wünschen/Bedürfnissen/Impulsen, schätzen sie nicht immer und schaffen es nicht immer, gegensätzliche Verlangen und Bestrebungen zu integrieren. Eine Schwierigkeit bei der Behandlung dissoziativer Störungen besteht darin, dass die Therapeut:innen typischerweise unterschiedliche Verlangen und Bestrebungen hinsichtlich verschiedener prototypischer dissoziativer Agenten haben. Beispielsweise verspüren sie möglicherweise ein starkes Bedürfnis, sich um fragile emotionale Agens zu kümmern, und verspüren eine starke Tendenz, kontrollierende emotionale Agenten zu meiden oder mit ihnen zu kämpfen.
Oder sie verspüren erst einmal das Bedürfnis, sich um „die Kleinen“ zu kümmern, und sind früher oder später mit deren anklammerndem Verhalten überfordert.

Ziel dieser Fortbildung ist es, die unterschiedlichen, potenziell widersprüchlichen Verlangen und Bestrebungen von Traumatherapeut:innen und deren Auswirkungen auf die Therapie zu erforschen. Ellert Nijenhuis wird den Teilnehmer:innen einen Weg zeigen, mit ihren unterschiedlichen verkörperten und jeweiligen Willen als Therapeut:innen in der Traumatherapie umzugehen.

Diese Fortbildung wird voraussichtlich mit 20 Punkten von der Psychotherapeutenkammer Hamburg akkreditiert.

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